
Dieser Film von Justin Kurzel basiert auf der Geschichte von Robert „Bob“ Jay Mathews und der Gruppe „The Order“. Bereits zweimal hatte Hollywood versucht, das Thema aufzugreifen: 1988 mit „Verraten“ und 1999 mit „The Order – Kameradschaft des Terrors“. Während man in „Verraten“ die Geschichte von „The Order“ nur als Vorlage genommen und eine neue Geschichte daraus gebastelt hatte, in der sich eine FBI-Agentin in Tom Berenger in der Rolle des Gary Simmons (alias Bob Mathews) verliebt und ihn schließlich verrät, war der Plot in „Kameradschaft des Terrors“ aus der Sicht der realen Person Thomas Martinez geschrieben, der zum Verräter an Bob Mathews und „The Order“ wurde.
Die 2024er-Filmversion der historischen Ereignisse der Jahre 1983/84 wird hauptsächlich aus der Sicht des FBI-Agenten Terry Husk geschildert, gespielt von Jude Law. Nach hiesiger Kenntnis wird sich im Film weitgehend an den historischen Geschehnissen orientiert, wobei man vermutlich nie die ganze Geschichte und deren Feinheiten erfahren wird. Bob Mathews wird übrigens von Nicholas Hoult verkörpert (bekannt unter anderem aus „X-Men“ und „Mad Max: Fury Road“), der tatsächlich eine gewisse Ähnlichkeit mit Mathews hat.
Die Geschichte in Kurzform: Der heruntergekommene FBI-Agent Husk wird nach Jahrzehnten der Undercover-Einsätze in den Nordwesten der USA versetzt, wo er auf die „National Alliance“ von Richard Butler trifft. Schnell bringt er Überfälle auf Banken sowie Anschläge auf Synagogen und Pornokinos in Verbindung mit Bob Mathews und seinen Kameraden, auch die Erschießung des jüdischen Radiomoderators Alan Berg schreibt er „The Order“ zu. Bob Mathews hat sich zwischenzeitlich mit weiteren Kameraden vom legalen Weg des Richard Butler abgewendet und nimmt den Roman „Die Turner Tagebücher“ von William Luther Pierce als Handlungsanweisung für den bewaffneten Kampf. FBI-Agent Husk macht nun zusammen mit einem Deputy der regionalen Polizei Jagd auf Mathews und seine Männer. Das Ganze endet im „Showdown“ auf Whidbey Island im US-Bundesstaat Washington, am 8. Dezember 1984…
Die knapp zwei Stunden Spielzeit können den Zuschauer durchaus fesseln, auch wenn er über die Geschehnisse um Bob Mathews und „The Order“ Bescheid weiß. In Kameraführung und einer leichten Blässe erinnert der Film an das Genre des „Film noir“. Selbstverständlich ist der FBI-Agent der tragische Held in dem Plot: Er jagt die „Bösen“ und bringt sie schließlich auch zur Strecke. Mag man persönlich auch keine Sympathie für die Figur aufbringen, so ist die schauspielerische Leistung von Jude Law doch sehr passabel.
Nicholas Hoult verkörpert mit seiner starken Ähnlichkeit zu Bob Mathews diesen ziemlich authentisch, auch wenn er naturgemäß nicht als besonders empathisch dargestellt wird – was Mathews aber tatsächlich gewesen sein soll. Tatsächlich fehlt in dem Film jedoch, sofern man den Showdown nicht mitzählt, die eine „ikonische Szene“, wie sie Kennern zum Beispiel aus dem Film „Verraten“ bekannt ist. Wenn man eine Szene zum Zurückspulen sucht, so ist es vermutlich der Abschnitt aus der Kirche der National Alliance, als Bob Mathews die Predigt von Reverend Butler unterbricht und eine flammende Rede hält, die mit dem bekannten Sprechchor endet: „Niederlage niemals – Sieg für immer!“ (Im Original: „Defeat never – Victory forever!“). Viele der Namen, Personen und Orte, die „The Order“ zugerechnet werden, sind echt. Warum man jedoch den realen Verräter Thomas Martinez im Film „Tony Torres“ nennt, erschließt sich dem kundigen Zuschauer nicht. Alles in allem kann man sich den Film durchaus anschauen. Vielleicht ist der Film gerade aufgrund der Tristesse, die er versprüht, so realistisch geworden. Aktuell kann man sich den Film über Streaming anschauen, doch mehr als einmal – um mitreden zu können – wird man sich den Film vermutlich nicht ansehen.
Erstveröffentlichung in N.S. Heute #47