
Belletristik blieb nach 1945 lange Zeit ein blinder Fleck der deutschen Rechten. Zwar gibt es seit wenigen Jahren wieder mehr Veröffentlichungen abseits der Sachbücher, doch krankt man oftmals noch darunter, Politik mit dem Holzhammer in die Kunst einzuprügeln.
Eine der raren „Neu“-Entdeckungen zwischen 1945 und den letzten zehn Jahren ist Eberhard Wolfgang Möller. Geboren 1909, veröffentlichte er bereits in den 20ern erste Dramen und zählte im Jahr 1970, dem Erscheinungsjahr der vorliegenden Novellensammlung „Söhne des Mars“, bereits zu den „Alten“.
Der Titel, Klappentext und auch das Erscheinen im Munin-Verlag lassen zuerst ein Buch irgendwo zwischen 20er-Weltkriegsroman und Landserheft vermuten. Mehr Dokumentation oder Rechtfertigung als Kunst – zum Glück falsch! Die Handlungen haben oftmals nur lose mit dem Krieg zu tun, eher mit seinen mal direkten, mal indirekten Folgen. Die Weltkriege kommen selten vor, politische Aussagen sind dankenswerterweise sehr rar gesät.
In einer klaren, schnörkellosen, aber dennoch nicht langweiligen Sprache schafft Möller es, zwölf größtenteils sehr kreative Handlungen von der Antike bis zum Zweiten Weltkrieg zu spinnen, ohne dabei die üblichen Stereotypen zu bedienen. Abzüglich der an einer Hand abzählbaren Stellen würde niemand vermuten, dass es sich hier um einen rechten Autor handelt.
Nun schreibt Möller hier allerdings auch nicht als Aktivist, sondern als Künstler – und kann sich so ganz auf die literarische Qualität fokussieren. Wenn etwa in „Abenteuer eines Studenten“ auf wenigen Seiten ein durchdachtes kriminalistisches Netz gesponnen wird, man in den teilweise schwarz-romantischen Novellen wie „Der Admiral“ nicht sicher ist, ob man gerade Edgar Allan Poe liest und hier und dort Elemente des magischen Realismus eingewoben werden, liest man sich schnell fest.
Doch wenn Möller nun so gut schreiben konnte, warum fiel er dann der Vergessenheit anheim? Beim Mainstream lag es daran: Möller wurde im Dritten Reich viel gelesen, galt als einer der nationalsozialistischen Vorzeigeautoren und geriet dann zwischen die Machtkämpfe der verschiedenen Machtblöcke im NS-Staat, in diesem Falle zwischen Goebbels und Rosenberg. Möller entzog sich den Possen, indem er sich der Kriegsberichterstattung der SS-Division Wiking widmete – bekanntlich kein guter Start für einen Künstler im Nachkriegsdeutschland, sein Publikum beschränkte sich also auf „alte Kameraden“. Schlecht für ihn, denn die starben langsam weg, und mangels „erlebnisorientierter“ literarischer Bespaßung zeigten jüngere Rechte kein Interesse an seinem Werk, die einige Jahre nach seinem Tod 1972 aufkommenden rechten Subkulturen schon gar nicht. Zwar folgte noch in den 80ern ein Nachdruck einer seiner Romane, doch da war es bereits zu spät. Möllers Bücher sind nur noch antiquarisch erhältlich; mangels Nachfrage zu geringen Preisen. Einem kunstinteressierten Publikum, dem das Gestelzte fremd ist und das dennoch Literatur abseits der politischen Zweckmäßigkeit und dem Holzhammer sucht, ist Eberhard Wolfgang Möller ans Herz gelegt.
Erstveröffentlichung in N.S. Heute #46