Besprechungen #14: Pierre Drieu la Rochelle – Der falsche Belgier

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In den Wirren des Spanischen Bürgerkrieges

Hiermit haben wir uns ein Buch vorgenommen, das von dem intellektuellen französischen Faschisten Pierre Drieu la Rochelle geschrieben wurde. Die Verachtung des Bürgertums war ein besonderes gemeinsames Kennzeichen der französischen Faschisten. Um die Jahreswende 2020/21 erschien im Dresdener Jungeuropa-Verlag eine bearbeitete Neuauflage des Epilogs, also des Endes des autobiografischen Romans „Die Unzulänglichen“ von Pierre Drieu la Rochelle, nachdem der vollständige Roman zuvor 2016 in selbigem Verlag unverändert erschienen, aber bereits vergriffen war. Die erste deutsche Übersetzung wurde schon im Jahre 1942 veröffentlicht. Dazu können die Entstehungsgeschichte und sämtliche Ver- und Abänderungen in einem ausführlichen Vorwort von Benedikt Kaiser nachgelesen werden.

Der Hintergrund des Romans wird vom Verlag treffend beschrieben: Als engagierter Intellektueller und Gegenspieler Ernest Hemingways berichtet Drieu la Rochelle für französische Medien von der Front im Spanischen Bürgerkrieg. Nach seiner Heimkehr verarbeitet er das Geschehene literarisch und entfaltet vor dem Hintergrund des spanischen Waffenganges sein entflammtes Panorama gesamteuropäischer Solidarität und Identität. „Der falsche Belgier“ ist das einzigartige Ergebnis dieser Leidenschaft – Drieu la Rochelles Vermächtnis als junger, echter Europäer.

Hauptfigur Paul Walter befindet sich zur Zeit des Spanischen Bürgerkriegs (1936–1939) in Barcelona. Dort trifft er zu Beginn auf einen Holländer, mit dem er sich in einer Bar als Chemiker bzw. Handelsvertreter ausgibt. Misstrauisch beäugt von den in diesem Stadtviertel herrschenden Anarchisten, fliehen die beiden. Indessen schlägt er den dicken Holländer in Hast und Panik bewusstlos oder tot, das weiß er selbst nicht so ganz, und stiehlt ihm seine Brieftasche. Sicher in seinem Hotelzimmer angelangt, beschließt er mit den Flugtickets des Holländers, den er durch dessen Papiere als Kommunist enttarnt, mit einer Air-France-Maschine aus Spanien zu entkommen. Walter selbst kommt durch stetige Zweifel und die leise Angst, entdeckt zu werden, erst im Flugzeug selbst zur Ruhe.

Etwas erholt beginnt er wenig später die spärliche Maschinenbesatzung zu analysieren. Darunter befinden sich ein kleiner Franzose, der französische Jude Gaston Cohen sowie ein Funker und der Pilot. Schnell stellt sich heraus, dass das Flugzeug nicht, wie zuvor als seine Rettung angenommen, nach Frankreich fliegt, sondern auf die von den Roten beherrschte Insel Ibiza. Durch eine scharfsinnige Erklärung macht er den Übrigen seine Anwesenheit anstelle des Holländers klar. Seine falsche Identität, in diesem Falle gibt er sich als belgischer Lehrer aus, fliegt letztlich auf, als sie zu nah an das von italienischen Nationalisten beherrschte Mallorca heranfliegen. Den Tod und die Angst sowie die täglichen Machtveränderungen in Spanien stetig zur Seite, einigen sich der kommunistische Jude und der faschistische Paul Walter schließlich darauf, sich nicht gegenseitig zu verraten.

Durch Zufall, Glück und Wagnis kann Paul Walter letztlich doch unter Mithilfe des Gleichgesinnten Pedro Saron durch die Straßenlabyrinthe Ibizas entkommen. Knapp mit dem Leben davongekommen, trifft er den spanischen Falangisten Manuel Ortiz, der einen Auftrag durchzuführen hat, den Iren Oliver O’Connor, der mit seinem Boot für Mobilität sorgt, sowie den polnischen Arzt Stanislaus Zabulowski. Zwischen den Gefechten entstehen als Hauptaugenmerk zum Ende des Buches immer wieder grundlegende politische Diskussionen zwischen den Vieren. Zu guter Letzt ist noch ein zwölfseitiger Text abgedruckt. In dieser anderen Version heißt Paul Walter noch Gilles und beschreibt wohl den autobiografischen Teil, als dieser als Journalist an den Geschehnissen des Spanischen Bürgerkriegs teilnimmt. Er endet mit dem einprägsamen Satz: „Er nahm ein Gewehr, er ging an die Schießscharte und schoss. Er zielte gut“.

Zu Beginn wirkt das Buch etwas undurchsichtig, zumal wenn man sich zuvor nie oder nur sehr wenig mit dem Spanischen Bürgerkrieg befasst hat. Nach einigen Seiten legt sich das Gefühl der Unwissenheit allmählich. Die konstante Nervosität und Angespanntheit bleiben allerdings durchgängig der Geschehnisse geschuldet immer lesbar präsent.

Das kleine Buch liest sich wirklich sehr gut und spannend, sodass man es quasi an einem Nachmittag durchlesen muss. Man bleibt jedoch mit einem Gefühl der Unvollkommenheit zurück, als dass man sich fragt, was vor dem Epilog noch alles passierte oder wie das Kriegsschicksal Walters nun endet. Letzteres wird wohl aufgrund der autobiografischen Züge offengeblieben sein. Bleibt also noch die spannende Aufgabe übrig, einmal den Gesamtroman „Die Unzulänglichen“ zu lesen.

Erstveröffentlichung in N.S. Heute #28

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