Besprechungen #55: Léon Degrelle – Meine Abenteuer in Mexiko

Ein Wallone im „Guerra Cristera“

In der Reihe „Edition Winkelried“ erschien eine Neuauflage von Léon Degrelles Erstlingswerk „Meine Abenteuer in Mexiko“ aus dem Jahr 1937. Das schmale Buch im Festeinband beinhaltet neben dem eigentlichen Erlebnisbericht Degrelles ein Vorwort, das den historischen Kontext der Entstehungszeit dieser Schrift beleuchtet, sowie einen Lebenslauf des Autors.

Berichte über den von 1926 bis 1929 andauernden mexikanischen Bürgerkrieg, den sogenannten „Guerra Cristera“, gelangten zur damaligen Zeit auch nach Europa und stießen dort auf Neugier und reges Interesse. Der mexikanische Bürgerkrieg begann mit dem Aufstand katholischer Bauernmilizen gegen die Regierung unter dem Präsidenten Plutarco Elías Calles (Amtszeit 1924-28), unter anderem aufgrund staatlicher Eingriffe in die Belange der autonomen Dorfgemeinschaften. Beide Seiten gingen mit äußerster Härte und Brutalität vor. Die Nachrichten und Klagerufe, die von mehr als 12.000 gefolterten, gehängten, verbrannten oder unter grausamsten Umständen inhaftierten Katholiken berichteten, waren letztlich der Auslöser für den jungen Degrelle, nach Mittelamerika zu reisen und sich vor Ort ein eigenes Bild von der Lage zu machen.

An diesem Punkt, dem Beginn der Odyssee, beginnt der Erlebnisbericht. Anfänglich wird die recht zeitintensive Überfahrt mit dem Schiff von Hamburg nach Mexiko geschildert. Dies geschieht in oberflächlichen Beschreibungen, von untätiger Langeweile des Passagiers bis hin zu der Episode, wie er sich in brausender Fahrt an den Schiffsmast klammern musste. Bereits auf den ersten Seiten ist erkennbar, dass es sich um die ersten schriftstellerischen Versuche Degrelles handelt, wobei hier bereits eine gewisse Poetik hervortritt, zum Beispiel in der Beschreibung der Wellen als „schneeweiße Säume“.

Degrelles Abenteuer in Mexiko werden in dem Bändchen relativ knapp und überblicksweise dargestellt, eine tiefergehende Analyse konnte man von dem seinerzeit jungen Schriftsteller noch nicht erwarten. Hinzukommt, dass Degrelle seinen Erlebnisbericht, so wird es zumindest geschildert, einem Amerikaner auf seiner Rückreise vorab verkaufte, um dadurch das restliche Geld für die Rückfahrt zu verdienen. Zusammenfassend ist „Meine Abenteuer in Mexiko“ sicherlich kein Buch, das man unbedingt gelesen haben muss, doch für Kenner und Lesefreunde Degrelles ist es allemal ein interessanter Rückblick auf seine schriftstellerischen Anfänge.

So wenig das vorliegende Werk heute einem größeren Leserkreis bekannt ist, dürfte ebenso wenig der mexikanische Kulturkampf in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts im allgemeinen Geschichtsverständnis präsent sein. Bereits auf den ersten Seiten erinnerte mich Degrelles kleiner Erlebnisbericht mit seinen politischen Wirren und den teilweise naiv-plumpen Vorgängen an den Epilog „Der falsche Belgier“, dem letzten Kapitel aus „Die Unzulänglichen“ von Pierre Drieu la Rochelle. Historische Parallelen dürften sich durchaus ziehen lassen, wählten doch Degrelle als auch Drieu la Rochelle im Laufe ihres Lebens einen ähnlichen politischen Weg.

Zweifelsohne bleibt der gelebten Abenteuerlust, dem Mut zur Tat und ebenso der schriftstellerischen Umsetzung des Erlebten allemal Hochachtung geschuldet, und zwar beiden erwähnten Schriftstellern. Auch wenn „Meine Abenteuer in Mexiko“ eher etwas für Kenner und Liebhaber sein dürfte, dient es dem Leser allemal als Einstieg in Degrelles Denken. Bei einer Lesezeit von etwa drei Stunden kann man ohnehin nicht viel verkehrt machen, und der Buchpreis spricht ebenso für sich. Alles in allem kann ich den mexikanischen Abenteuern Degrelles also eine Empfehlung aussprechen, die Lektüre hat Spaß gemacht und es ist ein schönes kleines Büchlein für zwischendurch.

Erstveröffentlichung in N.S. Heute #35

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