Besprechungen #57: Bobby Sands – Ein Tag in meinem Leben

Die deutsche Übersetzung ist in einem extrem linken Verlag erschienen, deshalb sollte das Buch gebraucht gekauft werden, z.B. über die Buchhandelsplattform „Booklooker“.

Am 5. Mai 1981 starb Bobby Sands. Heute wäre er 70 Jahre alt, doch der irische IRA-Kämpfer starb im Alter von nur 27 Jahren während seiner Inhaftierung an den Folgen eines 66 Tage andauernden Hungerstreiks. Nachdem die britische Regierung 1976 den Sonderstatus des „politischen Gefangenen“ abgeschafft hatte, traten die inhaftierten IRA-Mitglieder in einen sogenannten „Blanket Protest“, also einen „Deckenstreik“. Dies rührte aus der Konsequenz her, dass sich die Gefangenen nicht als gewöhnliche Häftlinge einstufen lassen wollten, und dies wäre schließlich der Fall gewesen, wenn sie die Häftlingskleidung getragen hätten. So harrten die Häftlinge nackt in ihren Zellen aus, bis sie von der Gefängnisleitung irgendwann mit Decken versorgt wurden.

Das autobiographische Werk von Bobby Sands, „One day in my life“ („Ein Tag in meinem Leben“), wurde 1983 erstmals posthum veröffentlicht, erschien in deutscher Sprache allerdings erst 2004. Das Buch „schrieb Sands (…) auf Toilettenpapier, mit einem Stift, den er in seinem Körper versteckt hielt“, heißt es im Klappentext. Sands beschreibt seine Erlebnisse während der Haftzeit, speziell während der „Blanket Protests“ und der „Dirty Protests“. Indem die IRA-Kämpfer gegen die Aberkennung ihres Status als politische Gefangene protestierten, verweigerten sie auch jegliche Körperhygiene sowie die Nutzung der Sanitäranlagen, was zur Folge hatte, dass ihre Exkremente in der Zelle verblieben. Um dem unerträglichen Gestank Herr zu werden, wurde die vergitterte Fensterscheibe eingeschlagen, was ein weiteres Problem mit sich brachte: Kälte. So hielten Sands und seine Mitstreiter sich durch stetiges Umherlaufen in der kleinen Zelle wach, sodass sie nicht im Schlaf unterkühlten oder gar erfroren, bis sie schließlich vor Erschöpfung doch schlafen mussten.

Jeden Morgen traf es einen anderen Mithäftling, der die Prügel der Wärter bezog. Danach gab es verschimmeltes Brot und kalten Tee zum Frühstück. Da Sands allerdings einen Spalt im Mauerwerk hatte, durch den er ein wenig Einblick auf den Korridor hatte und die Briten kein Irisch verstanden, konnten sich die IRA-Kameraden untereinander verständigen und Warnungen weitergeben. Die Schikanen der Wärter nehmen im Verlauf der Schilderungen immer weiter zu, beispielsweise indem sich einige Wärter nach Schichtwechsel betranken und Häftlinge ins Krankenhaus schlugen. Besuche der Familie gab es nur selten, doch es gelang Sands, etwas Tabak sowie einen Brief seiner Schwester mit in seine Zelle zu schmuggeln. Daraufhin beschreibt er eindrucksvoll, wie das kleine bisschen Tabak aufgeteilt und von Zelle zu Zelle befördert wurde. Das Buch endet mit irischen Ausspruch „Tiocfaidh ár lá“ – „Unser Tag wird kommen!“.

Dieser Zustand hielt mehr oder weniger zwei Jahre lang an, bis die Auseinandersetzungen mit den Wärtern vollends eskalierten und die Häftlinge erkannt hatten, bis hierher nicht viel erreicht zu haben. Daraufhin gingen die IRA-Kämpfer in den Hungerstreik über, was letztlich für zehn Häftlinge im Tode endete. So verstarb Bobby Sands nach 66 Tagen des Hungerstreiks. In diesem Zusammenhang muss noch ein weiterer Aspekt Erwähnung finden: Sands war unterdessen als Abgeordneter in das britische Unterhaus gewählt worden, konnte diese Funktion aufgrund der Inhaftierung allerdings nie ausüben. Dies erhöhte zum einen den weltweiten Bekanntheitsgrad der IRA-Häftlinge und zum anderen sogleich den Druck auf die britische Regierung um Margaret Thatcher.

Dies soll nicht der Moment sein, den Britisch-Irischen Konflikt im Allgemeinen oder den Kampf und die politischen Grundlagen der IRA im Besonderen zu bewerten. Festzustellen bleibt allerdings, dass sich die IRA-Häftlinge nicht brechen ließen und sämtliche Qualen hingenommen haben. So wird auch die Verzweiflung, der Hader und die Trauer in Sands‘ Wortwahl deutlich. Ich persönlich kann dieses kleine, recht emotionale Buch nur jedem empfehlen. Der Leser bekommt dadurch direkt vor Augen geführt, was Menschen bereit sind für ihre Freiheit zu geben und durchzustehen.

Erstveröffentlichung in N.S. Heute #39

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