„Fußball ist Fußball, Politik bleibt Politik“? – Wie Linke die Kurven eroberten und Rechte zu Zaungästen wurden

von Michael Brück

„Fußball ist Fußball und Politik bleibt Politik“, so sang es Anfang der 2000er-Jahre die Bremer Band Kategorie C. Hatte der Spruch bis zu dieser Zeit noch eine gewisse Berechtigung, so begann spätestens damals aber auch eine Entwicklung, deren Auswirkungen sich für viele erst 10 bis 15 Jahre später zeigten: die Übernahme der Fankurven durch Linksextremisten. Schritt für Schritt, geduldig, aber zielstrebig.

In Bremen, wo in den 90ern noch eine bekannte Rechtsrock-Band im Ostkurvensaal des Weserstadions spielte und die Fanszene traditionell als rechtsoffen galt, wehen heute zahlreiche Antifa-Fahnen. Große Banner mit „Ultras gegen Rassismus“ schmücken bei jedem Spiel die Ostkurve, Dutzende Spruchbänder mobilisieren zu linken Demonstrationen, beleidigen AfD-Politiker oder beziehen sich in politischer Form gegen nicht-linksextreme Fans gegnerischer Vereine. Durchtrainierte Hooligans mit rechtem Einschlag sind längst Gruppen wie „Infamos Youth“ oder „Caillera“ gewichen, deren Köpfe Studenten der Sozialwissenschaften sind oder die es sich schon im schier endlosen Feld der sozialen Arbeit auf Kosten des Steuerzahlers gemütlich gemacht haben. Die Politik aus dem Asta hat sich ins Stadion verlagert, die Themen sind geblieben. Der Fall Bremen zeigt, wie erfolgreich Linksextremisten den deutschen Profifußball gekapert haben und Vereine, zu deren Spielen zehntausende Menschen kommen, zumindest in der Außenwirkung (und oft auch im Binnenverhältnis) dominieren.

Linke Unterwanderung der Fankurven

Natürlich, es gab schon immer linke Vereine. Der Klassiker ist wohl der FC St. Pauli, ein Verein, der seit jeher für seine linken Fans angefeindet wurde, in früheren Zeiten auch noch vom Stadtrivalen, dem Hamburger SV. Aber St. Pauli war ein Ausnahmefall. Außerdem war jedem Beobachter bewusst: wer zu diesem Verein gehört, ist ohnehin ein Antifaschist. Ein Umstand, der eher unpolitische Fans abgeschreckt hat und der dazu führte, dass sich neben ein paar „Reeperbahn-Begeisterten“ überwiegend Linksextremisten rund um den FC St. Pauli einfanden. Sie waren jedoch zahlenmäßig überschaubar, und bis heute ist St. Pauli bei Auswärtsspielen, bei denen sich die organisierte Fanszene bewusster präsentiert als bei Heimspielen, kein Club, der Faninvasionen auslöst – im Gegensetz zu den deutlich größeren Traditionsvereinen

Andere linke Vereine, etwa Babelsberg oder früher Tennis Borussia Berlin, haben ebenfalls Fanszenen, die durchweg politisch ausgerichtet sind, ihr Größenverhältnis hat aber keinerlei Relevanz. Bei TeBe verirren sich insgesamt im Schnitt lediglich 200-300 Zuschauer ins Stadion der 5. Liga, und auch Babelsberg kann sich glücklich schätzen, zuhause eine niedrige vierstellige Teilnehmerzahl zu erreichen. Schon etwas relevanter ist dagegen Chemie Leipzig als weiterer traditioneller Antifa-Verein. Die Fanszene dort ist gut organisiert, deckungsgleich mit lokalen Antifa-Strukturen und für vieles von dem verantwortlich, was Leipzig seinen zweifelhaften Ruf als Stadt eingebracht hat, in dem linke Brandanschläge und ähnliche Attacken zum Alltag gehören. Aber auch Chemie Leipzig, meistens zwischen 4. und 5. Liga pendelnd, ist eben nur ein Provinzverein – im Gegensatz zu Werder Bremen und Co.

Bei einem Blick auf die Profiligen zeigt sich, dass Antifaschisten Kurve für Kurve eingenommen haben. Ihr Vorgehen ist dabei ganz unterschiedlich und wirkt auf die jeweiligen Verhältnisse angepasst, aber hat immer das gleiche Ziel: die Verdrängung rechtsgerichteter Personen sowie die Hegemonie in den Kurven. Einer kleinen Anzahl linker Köpfe gelingt es dabei, ein großes Umfeld zu instrumentalisieren, sich zahlreichen Mitläufern zu bedienen und letztendlich ein ganzes Fußballstadion zur eigenen Bühne zu machen. Ihr Vorgehen ist dabei – aus propagandistischer Sicht – vorbildlich und zeigt leider auf, wie rechte Fußballfans über Jahre hinweg versagt haben. Teils, weil sie das Problem verdrängt haben, teils, weil sie zu bequem (das heißt zu feige) waren, die Konfrontation zu suchen.

Und nein, bevor es untergeht: Auch beim Beispiel Bremen, das den „krassesten“ Fall einer linken Übernahme darstellt, gab es Versuche, diese Entwicklung zu stoppen. Sie kamen aber zu spät, nämlich zu einem Zeitpunkt, als sich linke Ultras bereits mit der Vereinsführung und Vorfeld-Organisationen wie dem Fanprojekt verbündet hatten, um Rechte zu verdrängen. Ab einem gewissen Punkt ist es kaum noch möglich, eine linke Übernahme zu stoppen. Deshalb gilt dort, wo es noch nicht so weit ist: Wehret den Anfängen! Doch dazu später mehr.

Wenn wir in der Bundesliga in die Kurven von Bayern München, SC Freiburg, Fortuna Düsseldorf, Mainz 05, Schalke 04 oder Eintracht Frankfurt schauen, finden wir überall die gleichen Zustände: Linke Ultragruppen geben den Ton an, rechten Fußballfans wird eine Organisation verunmöglicht, sie werden stattdessen aus den Stadien gedrängt. Antifa-Banner gehören in diesen Stadien zum Alltag, gezielt wird linke Rhetorik auf den Tribünen installiert. Und wie so oft, macht die Masse der Fans die gute Miene zum bösen Spiel oder blendet es einfach aus. Während in einer grünen Stadt wie Freiburg sicherlich ein größerer Teil des Stadions die linke Agitation inhaltlich mitträgt (zuletzt gab es etwa regelmäßige Spruchbänder mit Beleidigungen gegen den AfD-Flügelpolitiker Dubravko Mandic), ist der durchschnittliche Fan in der Allianz-Arena in München wahrscheinlich eher CSU-nah und vergleichsweise wohlhabend, also genau das Gegenteil des typischen Antifa-Klientels. Aber er ist eben zu bequem, seinen Mund aufzumachen und schaut weg, wenn linke Agitation in den Kurven betrieben wird.

Vom Stadion zur Antifa-Demo

Doch es gibt nicht nur offene Antifa-Propaganda: Gerade Eintracht Frankfurt und Schalke 04 haben in ihren Fanszenen einen hohen Migrantenanteil. Im Stadion verzichten beide Fanszenen in der Regel auf politische Agitation, sie dulden aber freilich ebenso wenig Andersdenkende dort – und außerhalb des Stadions gibt es Überschneidungen mit der Antifa-Szene. So tritt beispielsweise ein bekanntes Mitglied der „Ultras Gelsenkirchen“ (UGE) als kommunistischer Rapper gemeinsam mit Personen des Berliner Jugendwiderstandes auf. Als am 1. Mai 2015 eine Demonstration der Partei DIE RECHTE von Essen nach Gelsenkirchen führen sollte, war es die gesamte Fanszene, angeführt von UGE und der zweiten großen Ultragruppe, den „Hugos“ (benannt nach der gleichnamigen Zeche), die eine derart einschüchternde Wirkung auf die Polizei entfalteten, dass diese den rechten Aufmarsch nicht weiterlaufen ließ. Ein etwas panischer Polizeibeamter teilte dem damaligen Versammlungsleiter der Partei DIE RECHTE, der zufällig auch Autor dieser Zeilen ist, mit: „Wir können Sie nicht weiterlassen. Wir haben es hier nicht mehr mit der Antifa zu tun, das da vorne ist ein anderes Kaliber. Da stehen 250 Ultras von Schalke, die haben die halbe Fanszene aufgefahren, das kriegen wir heute nicht hin.“ Natürlich hätten wir es gerne darauf ankommen lassen, an diesem Haufen vorbei zu demonstrieren, aber die Polizei machte uns seinerzeit einen Strich durch die Rechnung. Es ist aber schon erstaunlich, dass sich Fanszenen wie die von Schalke bei gewissen Anlässen auch politisch einsetzen lassen. Es sind Fanszenen, die fernab der bekannten Antifagruppen aus einem ganz anderen Menschenschlag bestehen, nämlich zumeist sportlichen, motivierten und Gewalt nicht abgeneigten jungen Männern.

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Um genau diese jungen, motivierten Männer geht es den linken Protagonisten auch – ganz gleich, ob sie als studentisch-anitfamäßig oder als proletarisch-links daherkommen. Jede politische Bewegung wünscht sich erlebnisorientierte Charaktere, die noch jung und motiviert sind, häufig aber in der Einstellung ungefestigt. Sie lassen sich formen und schrittweise politisieren – nur findet diese Politisierung in deutschen Stadien nur noch sehr, sehr selten in die richtige Richtung statt.

In den bekannten Fällen „gekippter“ Kurven ließ sich oft ein ähnliches Vorgehensmuster erkennen: Die ursprünglich eher rechten Fanszenen, oft dominiert von losen Zusammenschlüssen, „Trinkergemeinschaften“ und „Wochenendfans“, wurden zunächst um Ultragruppen „bereichert“. In ihrer Entstehung gaben sie sich als unpolitisch, teilweise sogar noch als rechtsoffen. Diese Außendarstellung wandelte sich jedoch: Im nächsten Schritt positionierten sich die Gruppen zunächst gegen „Rassismus“, immer unter dem Credo, dass Antirassismus keine politische Einstellung, sondern gesunder Menschenverstand sei. Und so ließ man sie weiter gewähren, bis die Gruppen sich intern selbst immer weiter nach links radikalisierten, gleichzeitig in den Kurven durch gute Organisation und dem Aufsaugen des Umfeldes an Einfluss gewannen, um im letzten Schritt all diejenigen, die in der Vergangenheit noch als „rechtsoffen“ geduldet wurden, zu verdrängen. Mir persönlich bleiben – um noch einmal auf das Beispiel Bremen zurückzukommen – etwa die Bilder aus dem Bochumer Ruhrstadion in Erinnerung, als beim damaligen Bundesliga-Auswärtsspiel ein halbes Dutzend rechte Hooligans von Bremen regelrecht aus der Kurve gejagt wurden, nachdem sie ein Banner vom „Nordsturm Bremen“ (NSHB) gezeigt hatten. Um ihre Sicherheit zu gewährleisten, wurden sie von der Polizei über das Spielfeld abgeführt. Zu diesem Zeitpunkt hatten die linken Ultragruppen – für jedermann sichtbar – die Hoheit gewonnen und die Machtfrage (aus ihrer Sicht erfolgreich) gestellt.

Dortmund: Innenansichten einer gescheiterten linken Übernahme

Natürlich verlaufen diese Entwicklungen nicht ohne Schützenhilfe: Der DFB hat gezielt Fanprojekte angesiedelt, um rechten Tendenzen entgegenzusteuern. Diese Fanprojekte geben sich teilweise sogar betont unpolitisch, stärken aber linke und anti-rechte Ultragruppen. In Dortmund brüstet sich das Fanprojekt beispielsweise bis heute, die in den 80er- und 90er-Jahren aktive Borussenfront verdrängt zu haben. Begonnen hatte dieser „Verdrängungsprozess“ mit kollegialen Gesprächen durch die damaligen Fanprojekt-Mitarbeiter, die in freundschaftlicher Atmosphäre geführt wurden. Die Adressaten nahmen das Fanprojekt teils nicht einmal als Bedrohung wahr und empfanden das „gute Zureden“, doch endlich die Betätigung in der Borussenfront aufzugeben, die nichts als Ärger mit sich bringe, eher als väterlichen Ratschlag denn als gezieltes Abwerben. Wenn auch nicht über Nacht, ist diese Taktik im Laufe der Zeit aufgegangen.

Um in der schönen Westfalenmetropole zu bleiben, ist Borussia Dortmund aber auch ein Beispiel, wie es gelingen kann, einen eingeschlagenen Linkstrend zu stoppen. Genauer gesagt haben sich in Dortmund die Antifaschisten selbst gestoppt, weil sie die Machtfrage zu schnell stellen wollten und das Umfeld –  trotz aller Versuche der BVB-Führung, den Weg zu ebnen – noch nicht bereit gewesen war. Während die Fanszene von Borussia Dortmund bis etwa in das Jahr 2010 eher rechtsgeprägt war und teils Überschneidungen mit den aktiven politischen Strukturen rund um den mittlerweile verbotenen „Nationalen Widerstand Dortmund“ (NWDO) aufwies, setzte spätestens ab 2012 eine massive Welle anti-rechter Stimmungsmache ein, die vom Verein sowie von einer antifaschistischen Fangruppe, die eigens dafür gegründet worden war, sowie von Teilen der großen Ultragruppen „The Unity“ (TU) und „Jubos“, betrieben wurde. Die dritte große Ultragruppe, „Desperados“, die in den Jahren zuvor als mindestens rechtsoffen galt, ignorierte zu dieser Zeit den politischen Umschwung in der Kurve. Später setzte sich in Teilen der Gruppe ein Umdenken durch, und es gab sogar eine Annäherung an die eher linksgerichteten Ultragruppierungen.

So störte es zunächst nur wenige, dass auf der Südtribüne fast wöchentlich linksextreme Banner zu sehen waren. Es wurde aufgerufen, „Nazis zu enttarnen und zu bekämpfen“, Jubos und TU provozierten immer wieder mit Spruchbändern in Richtung der Partei DIE RECHTE. Wer als bekannter Rechter zu dieser Zeit im Stadion unterwegs war, musste mit körperlichen Übergriffen durch große Gruppen an Ultras rechnen, es kam auch im Stadtgebiet immer wieder zu Konfrontationen mit unterschiedlichem Ausgang. Letztendlich war es dieser eskalierte politische Konflikt, der in Dortmund dazu führte, dass nicht-linke Fußballfans, die ebenfalls aus der Fanszene stammten und als eine Art Wortführer der Kurve auftreten konnten, klare Ansagen in Richtung der linken Agitatoren machten, die daraufhin zum Teil sogar ihre eigenen Ultragruppen verließen. Mittlerweile sind politische Aussagen aus der Fanszene selbst auf der Südtribüne nicht mehr zu finden, auch die Konfrontationen zwischen Aktivisten der Partei DIE RECHTE und deren Umfeld auf der einen sowie Ultragruppen des BVB auf der anderen Seite finden nicht mehr statt. Die Fanszene des BVB ist zwar in den letzten Jahren nicht weiter „nach rechts“ gewandert (auch, wenn manche Journalisten das gerne behaupten, um die „Gefahr von rechts“ zu dramatisieren), doch zumindest haben Selbstreinigungskräfte innerhalb der Fanszene den Linksruck beendet. Ähnliche Beispiele gab es in der Vergangenheit auch in Aachen und Braunschweig. Zuletzt setzten die Selbstreinigungskräfte 2018/19 innerhalb der Fanszene von Hannover 96 ein, wo antifaschistische Ultras (sogar mit Unterstützung von Ultras des Rivalen Werder Bremen) die Machtfrage stellten und scheiterten.

Blick nach Mitteldeutschland

Doch warum können sich Linksextremisten ungestört ausbreiten und die Kurven schrittweise übernehmen? Welche Strategien gibt es dagegen, welche Fehler wurden in der Vergangenheit gemacht? – Wie eingangs erwähnt, geht der durchschnittliche rechte Fußballfan mit einem grundsätzlich falschen Verständnis in ein Stadion. Er möchte dort Ablenkung vom Alltag, ein gutes Fußballspiel sehen, ein paar anfeuernde oder beleidigende Parolen rufen und vielleicht auch noch ein bisschen randalieren. Aber er möchte eben nicht mit Politik konfrontiert werden – zumindest dann nicht, wenn er auf Gegenwind stößt. Und dieses Duckmäusertum ist es, das Antifaschisten die Ausbreitung ermöglicht hat: Überall dort, wo traditionell rechtsgerichtete Vereine einer linksextremen Ultragruppe mit einem gewissen Organisationsgrad ausgesetzt waren, wurden schrittweise linke Normen durchgesetzt. Dies beginnt meistens mit der Maßregelung für Beleidigungen, die angeblich auf „rassistischer“ Grundlage erfolgen. Am Ende bleibt eine Kurve, in der aus einer früher typischen Pöbel-Parole wie „Schiri, Du Schwuchtel“ ein „homophober“ Skandal wird, der für den Äußernden mit einer handfesten Entfernung aus dem Block endet. Wie in der gesamten Gesellschaft, setzen Linke ihre Ideologie nachhaltig durch und entfernen jeden, der nicht in ihr Weltbild passt. Sie gehen dabei, wie bereits dargestellt, in einem mehrstufigen System vor, mit dem sie schrittweise die Kontrolle über die Kurven übernehmen.

Doppelausgabe #20/21 zum Thema „Fußball & Politik“ – nur noch wenige Restexemplare vorhanden!

Während wir in den vorherigen Ausführungen überwiegend auf Vereine in Westdeutschland geachtet haben, lohnt sich auch ein Blick nach Mitteldeutschland: Vor 20 Jahren galten Vereine wie Hansa Rostock, Dynamo Dresden oder der FC Magdeburg als Bastionen des „Rechtsradikalismus“ (um es vereinfacht auszudrücken), und die im Stadion vorgetragenen Parolen würden heutzutage wohl jedem politisch korrekten Gutmenschen die Haare zu Berge stehen lassen. Heute gibt es in diesen drei exemplarisch aufgeführten Fanszenen ebenfalls linke Bestrebungen. Diese sind teilweise mehr, teilweise weniger ausgeprägt und immer im Wandel, denn Verhältnisse können sich verschieben. Im Gegensatz zu vielen westdeutschen Profivereinen sind diese Kurven aber noch nicht vollständig gekippt, was sicherlich auch auf die deutlich patriotischere Grundeinstellung der meisten Mitteldeutschen zurückzuführen ist, die sich auch bei tausenden Anhängern bemerkbar macht, die nebeneinander in einer Fankurve stehen und sich nicht arglos für linke Propaganda einspannen lassen. Aber: Auch diese Vereine müssen aufpassen, nicht irgendwann in Bremer oder Münchener Zuständen hinter wehenden Antifa-Fahnen aufzuwachen. Anderenorts wurde diese Gefahr begriffen: In Cottbus beispielsweise haben linksgerichtete Fans der Gruppe „Ultima Raka“, die immer wieder versuchten, einen „antirassistischen“ (ein Denkwort für „antipatriotischen“) Grundkonsens im Stadion der Freundschaft zu etablieren, eine deutliche Abfuhr erhalten und trauen sich heute – sofern sie überhaupt noch zum Fußball fahren – nicht mehr, für ihre Ziele zu werben. Es bedarf eben in jeder Fanszene Selbstregulierungskräften, die zum Glück bei allen mitteldeutschen Fußballvereinen vorhanden sind. Manchmal wird aber meines Erachtens zu lange gezögert, gefährlichen Entwicklungen entgegenzusteuern.

Widerspruch, Organisation, Ausgrenzung: Den Linkstrend in den Kurven stoppen!

Natürlich stellt sich die Frage, wie dem gefährlichen Linkstrend in deutschen Fußballstadien entgegensteuert werden kann. Wie lässt sich dagegen agieren, wenn linke Ultras mit dem Verein eine Einheit bilden, die im Zweifel Freifahrtscheine für Linksextremisten ausstellt, während Rechte mit Stadionverboten belegt werden?! Diese Fragen sind berechtigt, und es gibt keine pauschale Antwort. – Ja, wahrscheinlich ist es nicht einmal möglich, in absehbarer Zeit verlorene Vereine wie Werder Bremen oder Bayern München zurückzugewinnen, denn die Verhältnisse in den Fankurven lassen sich nicht von außen ändern, sondern immer nur von innen heraus. Diesen Fehler haben wir beispielsweise auch in Dortmund gemacht, als wir im Jahr 2015 versuchten, durch eine Zuspitzung der politischen Situation von außen in die Fanszene des BVB zu wirken, um den Linkstrend zu stoppen. Durch unser damaliges Vorgehen haben wir zwar polarisiert und auch weitere Aufmerksamkeit für das Problem geschaffen, aber waren letztendlich nicht erfolgreich – im Gegensatz zu der später aus der Fanszene heraus erfolgten Selbstregulierung.

Deshalb richtet sich mein Appell auch eher an Fußballfans, die bereits in den Stadien verkehren oder die Entwicklung bei sich beobachten, ohne aber schon am Wendepunkt angelangt zu sein, an dem eine Rückkehr nicht mehr möglich ist: Überall dort, wo sich linke Positionen ausbreiten, muss es Widerspruch geben. Die Floskel „Fußball ist Fußball, Politik bleibt Politik“ ist in der heutigen Zeit nicht nur grundfalsch, sondern nützt letztendlich nur dem politischen Gegner. Natürlich ist Fußball als Volkssport Nummer 1 politisch. Fußball ist eine Bühne, die auch von den Herrschenden genutzt wird, um sich in Szene zu rücken oder für die gescheiterte Ideologie einer multikulturellen Gesellschaft zu werben. Das ist natürlich auch politisch und geschieht ganz gezielt auf der Bühne des Fußballs.

Gegen die Ausbreitung linker Strukturen kann es nur einen Weg geben: Organisation. All die rechtsgerichteten Fans, die in fast jedem Stadion noch die Mehrheit stellen, müssen sich untereinander organisieren, um nicht von einer linken Minderheit dominiert zu werden. Das ist ein langer Weg, und leider fehlt es bei anpolitisierten Fangruppen immer wieder an der Geradlinigkeit, wenn ein paar Presseberichte die eigene Gruppe in die Nähe des „Rechtsextremismus“ rücken. Doch es ist genau dieses Duckmäusertum, das den linken Hetzern erst Auftrieb gegeben hat. Jeder muss sich deshalb überlegen, wie er sich selbst – im Sinne der nationalen Sache – in seinen Verein einbringen kann. Natürlich immer mit Bedacht und nicht mit dem umgangssprachlichen „Kopf durch die Wand“, denn die Zeiten, in denen die Fanblöcke von schwarz-weiß-roten Fahnen des Deutschen Reiches geschmückt werden, sind in Deutschland leider noch nicht gekommen.

Nur, wer das Problem nicht sieht, wird auch nicht bereit sein, etwas zu verändern. Deshalb ist es ein erster Schritt, überhaupt erstmal ein Problembewusstsein zu schaffen. Im zweiten Schritt gilt es dann, linksextreme Positionen (und deren Akteure) auszugrenzen, so lange es noch möglich ist – denn jede Form von Akzeptanz führt mittelfristig zu einer Verankerung linksextremer Positionen. Das ist auch einer der Hauptgründe, warum Antifaschisten einzelne Rechte ebenso konsequent ausgrenzen und gesellschaftlich isolieren wollen. Letztendlich wird es in jedem Verein eine Frage zu beantworten geben: Gelingt linksextremen Ultras die Übernahme unserer Fankurve, oder können wir ein Gegengewicht dazu bilden? Die Antwort muss sich jeder selbst geben und entsprechend handeln.

Es wäre ebenfalls interessant, die Entwicklungen der Ultra-Kultur insgesamt zu beleuchten, die etwa in Westeuropa gänzlich anders verlaufen sind als im Osten Europas, wo Fanszenen fast ausnahmslos nationalistisch geprägt sind. Vielleicht ist das Stoff für einen späteren Artikel. Bis es auch bei uns soweit ist, können wir uns an Bildern aus Bulgarien oder Polen erfreuen, mit der Hoffnung, dass diese auch irgendwann in Deutschland (wieder) Einzug erhalten.

Innerhalb der nationalen Bewegung wäre es dafür zumindest schon mal wichtig, Fußball nicht nur als „Brot und Spiele“ für die Massen zu sehen, sondern als eines der wichtigsten Rekrutierungsfelder politischer Bewegungen; als einen Ort, an dem eine Vielzahl von Menschen politisch sozialisiert werden, wenngleich auch heute oft in eine falsche Richtung. Das zu ändern, liegt an jedem Einzelnen.

Erstveröffentlichung in N.S. Heute #20/21

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1 Gedanke zu „„Fußball ist Fußball, Politik bleibt Politik“? – Wie Linke die Kurven eroberten und Rechte zu Zaungästen wurden“

  1. „… früher typischen Pöbel-Parole …“

    das wirkliche problem ist, daß man sich als zielgruppe den pöbel ausgesucht hat und inzwischen bis auf die knochen selbst verpöbelt ist.

    „… Fußball ist Fußball, Politik bleibt Politik …“

    ALLES ist politik. das wußten schon die nationalsozialisten in den 20er jahren. diese erkenntnis haben nicht die 68er in die welt gebracht.
    pöbel muß man das erklären. denkende menschen wissen das.

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