Besprechungen #32: Spielfilm „Michael Kohlhaas“

Über den Zwiespalt von Legalität und Legitimität

Als filmbegeisterter Gegenwartsdeutscher leidet man immerzu daran, dass viele geeignete Stoffe aus der deutschen (Literatur-)Geschichte nicht auf die Leinwand kommen. Wie schon Altbundeskanzler Helmut Schmidt sagte, ist es gelungen, die deutsche Geschichte in ein „Verbrecheralbum“ zu verfälschen. Umso mehr ist es anerkennenswert, dass sich wenigstens ein französischer Regisseur, nämlich Arnaud des Pallières, an den brandenburgischen Freiheitskämpfer Michael Kohlhaas herangewagt hat. Der Film lief bereits vor einigen Jahren in den deutschen Kinos, er ist allerdings auch auf DVD erhältlich.

Im 19. Jahrhundert verarbeitete der brandenburgische, deutsche Nationaldichter Heinrich von Kleist die Geschichte von Hans Kohlhase in der Novelle „Michael Kohlhaas“. Dabei blieb er jedoch laut Wikipedia in der Schilderung der Ereignisse nicht authentisch, da ihm die Untersuchungsakten von 1539 nicht zugänglich waren. Hans Kohlhase lebte im 16. Jahrhundert als Kaufmann in Cölln an der Spree im Brandenburgischen. Am 1. Oktober des Jahres 1532 begab er sich auf eine Reise zur Leipziger Messe. Auf dem Weg dorthin wurden ihm jedoch auf Geheiß des Junkers von Zaschnitz zwei seiner Pferde abgenommen, mit der Begründung, er habe sie gestohlen. Kohlhase versuchte, juristisch dagegen vorzugehen.

Sowohl in der Novelle Kleists als auch in dem Film ließ Kohlhaas die beiden Rappen an einem neuen, willkürlich errichteten Schlagbaum als Pfand zurück, weil er den eigentlich unrechtmäßigen Wegzoll nicht bezahlen konnte. Als er die Pferde wiederholen wollte, waren sie – ebenso wie sein Knecht durch die Bisse der Hunde im Dienste des Adeligen – in einem erbärmlichen Zustand. Da der verantwortliche Baron die Wiedergutmachung verweigerte und noch Kohlhaas‘ Frau beim Bittgang zur Prinzessin mit Todesfolge verletzt wurde, sammelte der Geschädigte einen Haufen von Gefolgsleuten, welche die Gerechtigkeit gegen die adelige Obrigkeit mit Waffengewalt wiederherstellen sollte. Am Ende erhält – auch auf Vermittlung Martin Luthers (so in Novelle und Film) – Kohlhaas Recht: ihm werden die beiden Rappen gut gepflegt und gefüttert wieder übergeben, aber der Protagonist wird an den Scharfrichter übergeben, weil er sein eigenes Recht in Selbstjustiz mit Waffengewalt gegen die Obrigkeit wiederherstellen wollte. Das ist der ewig wiederkehrende Zwiespalt zwischen Legalität und Legitimität.

Ich selbst kann Kohlhaas – von den Wallungen meines Bluts her – gut verstehen. War doch der Vater meines Vaters nicht nur Bauer, sondern auch Pferdezüchter und Pferdehändler im fränkischen Odenwald. Mein Großvater hatte allerdings keine Knechte wie der Großbauer Kohlhaas. Die kleinen und mittelgroßen Bauern wie er mussten – neben der eigenen Tatkraft – ihre Frau und Kinder (nach der Schule) zu körperlicher Arbeit einsetzen. Dafür blieb meinem Großvater der Kriegsdienst erspart, da er als Leiter eines „kriegswichtigen Betriebs“ für die Wehrmacht Pferde züchtete. Der Stoff des Kohlhaas bietet sicherlich keine grundsätzliche persönliche Verurteilung des Adels. Schließlich war Heinrich von Kleist selbst adeliger Herkunft. Die Machtgrundlage des Adels wird allerdings hinterfragt. Beruht der Besitz auf eigener Arbeit und Leistung oder vielmehr auf ererbten Privilegien?

Als Kenner der Kleist‘schen Novelle kann man sicherlich an dem neuen Film einiges aussetzen. Den Handlungsort hatte der französische Regisseur wohl in die französischen Alpen verlegt, wo die Kulisse das felsige und trockene Hochgebirge darstellt. Wer schon mal wie ich in der Mark Brandenburg gewesen war, weiß, daß es dort ganz anders aussieht. Die Landschaft dort ist mehr oder weniger flach, viele Seen und Kiefernwälder sind typisch für die Gegend dort.

Aber in heutiger Zeit darf man als nationaler Deutscher froh sein, wenn wenigstens ein Franzmann dem Brandenburger Kohlhaas ein filmisches Denkmal gesetzt hat. Der Film ist allerdings für zarte Gemüter nicht geeignet. In dem Film wird ganz im völkischen Sinne geboren und gestorben. Man erlebt die Geburt eines Fohlens ebenso, wie die Feinde des Pferdehändlers mit Schwert und Armbrust getötet werden und er am Ende selbst enthauptet wird.

Erstveröffentlichung in N.S. Heute #20/21

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2 Gedanken zu „Besprechungen #32: Spielfilm „Michael Kohlhaas““

  1. Mads Mikkelsen gehört heute zu den europäischen Schauspielern mit Charakter und Format. Das allein ist es wohl schon wert, sich den Film anzusehen. Ich kenne ihn bisher aus der Rolle des Johann Struensees (Die Königin und der Leibarzt). Auch sehr empfehlenswert. Sicher ist es am Ende immer nur ein Film, der nach dem Marktprinzip funktionieren muss (also Publikum anziehen). Die Realität der Historie wird man nie wirklich darstellen können. Aber so ist es mit allen Historienfilmen letzten Endes. Vielleicht war die eigentliche Geschichte ja viel unspektakulärer und würde keinen Zuschauer der heutigen Zeit vom Hocker reissen … Wir wissen es nicht. Gute Unterhaltung!

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  2. Es ist wirklich mal schön zu sehen, das mehr Persönlichkeiten der deutschen Geschichte verfilmt werden und nicht als Monster dargestellt werden. Im Moment schießen wieder Filme über den 2. Weltkrieg wie Pilze aus den Boden. Natürlich sind die Deutschen wieder die Monster mit begrenzten IQ. Ich schaue mir den Dreck nicht an, aber so wird in der Welt immer wieder das Bild vom bösen Deutschen zementiert.

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