Besprechungen #36: Lorenz Bien – Depressive Hedonie

Tiefgreifende Erforschung der menschlichen Natur

„Depressive Hedonie“ von Lorenz Bien ist eine fesselnde persönliche Abhandlung über die Komplexität der Depression einer gesamten abgestumpften Gesellschaft in tiefstem Hedonismus. Mit subtiler Sprache und tiefgründiger Analyse lädt der Autor den Leser ein, in das Innerste des Menschen einzutauchen. Das Büchlein aus der Kaplaken-Reihe (Verlag Antaios) untersucht die paradoxen Aspekte des Hedonismus, einer Lebensphilosophie, die sich auf das Streben nach Vergnügen und Oberflächlichkeit konzentriert.

Der 1991 geborene Autor studierte in Köln Germanistik und Philosophie. Als freier Publizist schrieb er bislang für „Sezession“, „Tumult“, „Junge Freiheit“, „Konfliktmagazin“ und „Freilich“. Nach Angaben des Verlages beschäftigte sich Bien im Zuge der Pandemie-Inszenierung, der Lockdowns und der damit verbundenen neuen Alltäglichkeit elektronischer Medien mit Fragen der Technologie, den modernen Gesellschaftsstrukturen und der menschlichen Psyche. Der hier zu besprechende Aufsatz ist der erste eigene, ausführliche Ordnungsversuch des Autors in diese Richtung.

Lorenz Bien geht thematisch über das hinaus, was wir unter Hedonismus verstehen, und erforscht, wie Menschen inmitten von einem Haufen Langeweile ihre Zeit vor ihren Displays verbringen, um kurze Glücksgefühle mit Kurzvideos inmitten ihrer unbemerkten Depression zu erleben. So stellen wir uns zumindest 90 % der normalen BRD-Ottos vor. Sie lachen sich auf dem Sofa über TikTok-Videos tot, während um sie herum alles wie ein Kartenhaus in sich zusammenfällt.

Der Autor schreibt mit außergewöhnlicher Sensibilität und verbindet das Thema der gesellschaftlichen Depression mit umfangreichen philosophischen, psychologischen und literarischen Überlegungen. Bien befasst sich mit den Werken berühmter Denker und Schriftsteller, um den Zusammenhang zwischen Depression und Hedonismus zu beleuchten. Unter Verwendung der Ideen von Nietzsche, Schopenhauer, Camus und anderen Philosophen sowie Professoren präsentiert er verschiedene Ansichten über die menschliche Existenz und das Streben nach Glück und einem wertvolleren Leben.

Bien enthüllt die menschlichen Kämpfe im Innersten und bietet Einblicke in die komplexen Gefühle des Einzelnen, gleichzeitig bespricht er das Streben nach immerwährendem Vergnügen, welches wie eine Sucht auf viele Menschen wirkt. Die Kombination aus philosophischer Erkundung und wissenschaftlichen Studien schafft ein einzigartiges und fesselndes Leseerlebnis mit fundierten Informationen. Obwohl das Buch teilweise schwierig zu lesen ist, gelingt es Bien dennoch, profundes Wissen zu vermitteln und einen logischen Ausweg aus dem Dilemma anzubieten.

„Depressive Hedonie“ ist ein zum Nachdenken anregendes Werk, das eine tiefgreifende Erforschung der menschlichen Natur und der Jetztzeit bietet. Lorenz Biens Kaplaken-Beitrag erinnert uns daran, dass das Streben nach Freude und Lebenssinn ein komplexer Prozess ist, der sowohl Licht als auch Dunkelheit umfassen kann und zum echten Leben mahnt. Weg vom schnellen Vergnügen und hin zur Tiefe. Lesen, lieben und nach Werten streben anstatt den Kopf dauerhaft in den digitalen Welten zugemüllt zu bekommen.

Erstveröffentlichung in N.S. Heute #36

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