Wie kann ein „Säxit“ gelingen? Im Gespräch mit Robert Andres von den Freien Sachsen

N.S. Heute: Grüß Dich, Robert! Wir wollen heute mit Dir über das Thema „Säxit“ sprechen. Was genau versteht Ihr als Freie Sachsen unter diesem Begriff?

Robert: Glück auf! Für uns steht der Säxit als zentraler Sammelbegriff für das Streben nach sächsischer Eigenverantwortung. Wir haben ihn bewusst nicht bis ins kleinste Detail definiert, sondern versammeln dahinter ein breites Spektrum. Das reicht von denjenigen, die im bestehenden Föderalismus lediglich mehr Kompetenzen nach unten verlagern wollen über diejenigen, die eine Autonomie (wie z.B. Südtirol in Italien) anstreben bis zu den Verfechtern eines kompletten Austritts aus der Bundesrepublik, sprich einem eigenen Staat. Anmerken möchte ich, dass wir unter Sachsen nicht den heutigen Freistaat Sachsen verstehen, sondern das traditionelle, dem Königreich Sachsen zugehörige Gebiet. Darunter zählen weite Teile Thüringens, der Osten Sachsen-Anhalts, der Süden Brandenburgs sowie einige heute polnisch verwaltete Landstriche.

N.S. Heute: Wie wollt Ihr den Säxit in die Tat umsetzen? Ist das juristisch innerhalb der bestehenden Rechtsordnung überhaupt möglich? Es wäre ja etwas blauäugig, davon auszugehen, dass die Berliner Zentralregierung einfach tatenlos dabei zusehen würde, wie sich ein ganzes Bundesland aus dem Staatsgebiet der BRD herauslöst und einen eigenen Staat gründet.

Robert: Unsere aktuelle politische Arbeit ist in diesem Punkt eher metapolitisch: Wir wollen das Bewusstsein schaffen, dass ein solcher Säxit eine realistische Alternative zum heutigen Zentralstaat darstellen kann. Und von unten auf politischen Einfluss gewinnen, um den Druck für sächsische Selbstbestimmung zu erhöhen, auch wenn es zuerst vielleicht nur bei einzelnen Themen, bei denen wir Sachsen einen Sonderweg einschlagen, möglich ist. Natürlich wird der Säxit nicht von heute auf morgen kommen. Aber: In vielen Regionen Europas gibt es separatistische Bewegungen, die regionale Selbstverwaltung und Selbstbestimmung wollen. Wenn diese Entwicklung weiter Fahrt aufnimmt, wird das auch die sächsische Bewegung stärken. Die juristische Frage ist für uns eher zweitrangig, Politik ist immer eine Frage des Durchsetzbaren. Allerdings wurden – nach unserem Verständnis – die Einheitsverträge nicht eingehalten, sodass es überhaupt keinen gültigen Beitritt Sachsens zur Bundesrepublik Deutschland gegeben hat. Wenn es keinen gültigen Beitritt gab, sollte unserem Austritt (oder der Annullierung der Mitgliedschaft in der Bundesrepublik Deutschlands) nichts im Wege stehen. Und wer den Beitritt als gültig ansieht, dem sei gesagt: Wo ein Beitritt erfolgen kann, müsste nach unserer Ansicht nach auch ein Austritt möglich sein.

Die maßgeblich von den Freien Sachsen organisierten Montagsproteste gegen die Energiekrise, den Ukraine-Krieg oder den Asyl-Wahnsinn bringen jede Woche zigtausende Menschen auf die Straße

N.S. Heute: Durch den Säxit-Gedanken haben die Freien Sachsen im politischen Parteienspektrum momentan ein Alleinstellungsmerkmal. Doch um dieses Konzept wirklich in die Tat umsetzen zu können, bräuchte man einflussreiche Bündnispartner. Gibt es denn, um mal zwei Beispiele zu nennen, innerhalb der AfD Sachsen oder bei den sächsischen Bürgerbewegungen Tendenzen, einen Säxit zu unterstützen?

Robert: Wir sind bereits jetzt in vielen kommunalen Gremien vertreten, dort arbeiten wir teilweise mit AfD-Vertretern zusammen. Grundsätzlich ist die Parteibasis der AfD offen für eine Zusammenarbeit, doch je höher die Ebene reicht, desto schwieriger wird es. Gerade ganz oben ist die AfD eher von Konkurrenzangst besessen, als in uns einen möglichen Kooperationspartner zu sehen, der bei vielen Themen eine ähnliche Ansicht vertritt. Bei den Bürgerbewegungen sieht es anders aus: Wir reichen jeder Bürgerbewegung die Hand und sind sachsenweit bestens vernetzt. Dabei ist es uns wichtig, nicht nur Unterstützung einzufordern, sondern selbst auch anderen zu helfen, wo wir können.

N.S. Heute: Mal angenommen, der Säxit würde Wirklichkeit werden, könnten dann andere Deutsche bei Euch die sächsische Staatsbürgerschaft beantragen und ins Freie Sachsen einwandern? Welche Voraussetzungen müssen Einwanderungswillige dafür erfüllen?

Robert: Wir orientieren uns in dieser Frage an der Sächsischen Verfassung von 1831: Sachse ist, wer als Sachse geboren wird oder wer in Sachsen Grund und Boden erwirbt. Es ist also möglich, Sachse zu werden. Ansonsten stehen wir aber auch Nicht-Sachsen, die in guter Absicht zu uns kommen, freundlich gegenüber. Wir sind gerne ein Zufluchts- und Sehnsuchtsort aller Deutschen, die noch als Deutsche leben wollen und keine Lust auf die Untergangserscheinungen der linksliberalen Regenbogengesellschaft haben.

N.S. Heute: Überlegen wir uns das Ganze mal weiter, und nach einem erfolgreichen Säxit würden weitere Bundesländer auf die Idee kommen, sich ebenfalls aus dem BRD-Gebiet herauszulösen und zum Beispiel in Brandenburg, Mecklenburg oder Thüringen souveräne Staaten gründen. Dann hätten wir irgendwann einen staatlichen Flickenteppich wie zu Zeiten des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Das kann doch auch nicht der Weisheit letzter Schluss sein, oder?

Robert: Ein eigenständiges Thüringen wäre nach Abzug unserer sächsischen Gebiete aber ganz schön klein… nein, Spaß beiseite: Nur, weil wir Sachsen uns selber verwalten wollen, lehnen wir eine Kooperation mit anderen deutschen Kleinstaaten, die es möglicherweise noch geben wird, doch nicht ab. Im Kaiserreich konnten die einzelnen Königreiche und Fürstentümer auch den Großteil ihrer Angelegenheiten selber regeln, nur wenige zentrale Fragen wurden von oben bestimmt. Ein deutscher Staatenbund, der beispielsweise ein gemeinsames Sprachrohr für die Außenpolitik und die Koordination einer eigenen Armee bildet, ist uns nicht unsympathisch.

N.S. Heute: Das Jahr 2024 ist für Sachsen ein „Superwahljahr“. Die Europawahl am 9. Juni dürfte für Euch weniger relevant sein, aber dafür finden am gleichen Tag in Sachsen die Kommunalwahlen statt, und am 1. September wird der neue Landtag gewählt. Welche Wahlziele habt Ihr für die beiden Wahlen angepeilt?

Robert: Derzeit bereiten wir uns intensiv auf die Kommunalwahlen vor, wir wollen sachsenweit in allen Landkreisen und kreisfreien Städten, sowie in möglichst vielen kreisangehörigen Kommunen antreten. Unser Ziel ist es, eine mittlere dreistellige Zahl an Mandaten zu erzielen, um damit einen kommunalen Unterbau zu schaffen und das Projekt FREIE SACHSEN in der Breite aufzustellen. Auch auf die Landtagswahlen werden wir uns vorbereiten, das heißt, entsprechende Wahlvorschläge aufstellen und Unterstützungsunterschriften sammeln (alleine für die Direktkandidaten benötigen wir über 6.000 Unterschriften, um in allen Wahlkreisen anzutreten). Ob wir jedoch zur Landtagswahl antreten, wird von uns erst nach der Kommunalwahl entschieden. Wir haben dazu eine klare Position: Wenn wir zur Landtagswahl antreten, dann wollen wir auch über 5 Prozent kommen und in den Landtag einziehen. Sollte das nach der Kommunalwahl gut möglich oder sogar sehr realistisch sein, werden wir diesen Schritt wagen. Wir bereiten uns auf alle Eventualitäten vor.

Die Flagge des historischen Königreichs Sachsen, das von 1806 bis 1918 bestand, ist heute das Symbol für das Streben nach sächsischer Selbstbestimmung

N.S. Heute: Ein großer Vorteil der Freien Sachsen ist, dass Ihr Euch von niemandem distanziert, der ehrlich und konstruktiv für eine deutsche Zukunft mitarbeitet. So könnt Ihr von „bürgerlich-rechts“ bis „radikal-nationalistisch“ ein sehr breites Spektrum für Eure politische Arbeit ansprechen. Warum klappt das gerade bei den Freien Sachsen so gut und was könnt Ihr anderen Organisationen als Ratschlag mit auf den Weg geben, die ebenfalls alle Strömungen der deutschen Freiheitsbewegung in ihre politische Arbeit einbinden wollen?

Robert: Wir haben in unserem Grundsatzprogramm eine grobe Richtung vorgegeben und sammeln alle Mitstreiter dahinter, die sich mit der Stoßrichtung identifizieren können. Natürlich gibt es auch unterschiedliche Betrachtungsweisen zu einzelnen Punkten, das ist ganz normal. Aber für uns zählt das Verbindende: Wenn wir in 95 Prozent der Positionen übereinstimmen, brauchen wir uns nicht an 5 Prozent abarbeiten, wo wir anderer Meinung sind. Wer für mehr Selbstbestimmung ist, sowohl für den einzelnen Bürger, als auch für unser Sachsen (sprich: gegen den Zentralismus), ist bei uns herzlich willkommen. Und auch sonst halten wir wenig davon, uns an anderen patriotischen oder nationalen Akteuren abzuarbeiten, es geht schließlich in eine gemeinsame Richtung. Immun sind wir gegen Diffamierungen à la „die werden vom Verfassungsschutz beobachtet, davon distanzieren wir uns“. Wir hatten bereits bei unserer Gründungsversammlung eine polizeiliche Hundertschaft mit Staatsschutz im Saal stehen, wurden quasi von der ersten Minute an beobachtet. Das ist kein Makel, sondern eine Auszeichnung, politisch unbequem zu sein. Und darauf sind wir stolz.

N.S. Heute: Danke für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg für Eure politische Arbeit!

Robert: Wir haben zu danken, Glück auf!

Erstveröffentlichung in N.S. Heute #37

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2 Gedanken zu „Wie kann ein „Säxit“ gelingen? Im Gespräch mit Robert Andres von den Freien Sachsen“

  1. So sehr ich die Sachsen mag, aber den Säxit halte ich für einen Rückschritt in der nationalen Sache. Besser wäre es dieses System von Grund auf zu ändern. Ich bin ja offen für eine Monarchie.

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  2. Der Säxit ist für mich eine gute Idee, um zurück zu „gültigen“ Recht zu kommen, mit einer legitimierten Verfassung. Sei es die Sächsische Verfassung von 1831 oder auch die Verfassung von 1871, für das gesamte Deutsche Kaiserreich. Diese Verfassungen garantierten den Deutschen Souveränität und Hoheitsrechte. Natürlich würde ich eine gesamt Deutsche Regulierung bevorzugen, die aber auf absehbarer Zeit kaum möglich sein wird, da die Grundvoraussetzung, einen Friedensvertrag mit allen Alliierten, von vielen Seiten blockiert wird. Wenn ein Säxit gelingen würde, wäre das natürlich ein Musterbeispiel für viele andere Deutschen Länder dieses ebenfalls umzusetzen. Somit könnte gesamt Deutschland irgendwann wieder frei uns Souverän sein. Zudem könnte dann der Ewige Bund wieder ins Leben gerufen werden. Wir müssen meiner Meinung nach auch nicht unbedingt wieder in die Monarchie zurück fallen. Wir brauchen keine Fürsten, Könige und Kaiser. Führungspersönlichkeiten müssen direkt vom Volk gewählt werden können und genau so auch wieder abgewählt werden können. Eine wirklich Demokratie von unten nach oben, so wie es die alten Germanen bereits praktizierten. Wie wir diese Leute dann betiteln, lass ich mal offen.

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