Besprechungen #20: Werner Bräuninger – DUX. Benito Mussolini oder der Wille zur Macht

Mit seiner 2017 erschienenen Publikation „DUX. Benito Mussolini oder der Wille zur Macht“ ist dem konservativen Historiker und Essayisten Werner Bräuninger ein weiterer großer Wurf gelungen. Bräuninger, der bereits durch seine solide und nüchterne zweibändige Hitler-Biographie („Feldherrnhalle. Triumph und Untergang“ [2012] und „Odeonsplatz. Aufstieg eines Unbekannten“ [2011]) sowie durch seine sachliche Lebensbeschreibung Michael Kühnens („Kühnen: Porträt einer deutschen Karriere“ [2016]) hervorstach, gelingt es mit seiner äußerst beachtenswerten 460-seitigen Neuerscheinung, das atemberaubende Leben und Wirken Benito Mussolinis (1883-1945) ein Stück weit zu entschlüsseln.

Bezeichnenderweise gibt es seit Jahrzehnten keine biographische Beschreibung Mussolinis in deutscher Sprache, welche diese Bezeichnung auch tatsächlich verdienen würde. Während andere den „Faschismus“ zum politischen Kampfbegriff ohne großen analytischen Gehalt degradieren, schafft es der Autor, frei von ideologischen Hemmungen und Vorurteilen, eine tiefgründige Darstellung jener erstaunlichen Episode Italiens unter dem Banner der „Fasces“ (Liktorenbündel) nachzuzeichnen.

Ausführlich beschreibt Bräuninger den teils ambivalenten Weg des „Duce“. Bevor dieser bei der Bildung faschistischer Kampfverbände ab 1919 entscheidend mitwirken sollte, gehörte er der links-sozialistischen Arbeiterpartei „Partito Socialista Italiano“ (PSI) an, aus welcher er im Jahr 1914 wegen nationalistischer Agitation ausgeschlossen wurde. So forderte er unter anderem den Kriegseintritt Italiens an der Seite Englands und Frankreichs, was in krassem Widerspruch zur offiziellen Parteilinie stand. Dieses Phänomen, also die Abwendung von internationalistischen, hin zu national-identitären Inhalten, ist keineswegs einzigartig. So vollzog beispielsweise auch der spätere Gründer der „British Union of Fascists“ (BUF), Sir Oswald Mosley (1896-1980), nach etlichen politischen Enttäuschungen eine Kehrtwendung von der ebenso links-sozialistisch ausgerichteten „Labour Party“ zum Faschismus.

Ab 1919 war Mussolini fest entschlossen, sich an die Spitze der „Arditi“ zu stellen. Hierbei handelte es sich um Stoßtruppen, welche aus Freischärlern und ehemaligen Kriegsteilnehmern bestanden. Bei einer Veranstaltung mit 150 anwesenden Personen in Mailand rief er im März 1919 die „Fasci di Combattimento“ ins Leben, die sich aus Nationalisten, Syndikalisten, Sozialisten, Futuristen, Militärs und Angehörigen der „Arditi“ zusammensetzten. Diese frisch aus der Taufe gehobene Vereinigung hatte mit tradierten Rechten nichts mehr gemein. Vielmehr wurde hier die Verschmelzung von nationalen und sozialistischen Ideologemen vollzogen.

Es herrschte in jenen Tagen eine hochsubversive Atmosphäre und eine akute Gefahr einer kommunistischen Revolution in Italien. Parallel zum Aufschwung der politischen Linken etablierte sich jedoch auch die faschistische Bewegung zunehmend. Bei unzähligen Großveranstaltungen im Jahr 1922 versammelte Mussolini seine mittlerweile rasant angewachsene Anhängerschaft und kündigte den „Marsch auf Rom“ an, um die amtierende Regierung unter Druck zu setzen und sie zum Rücktritt zu bewegen. Nachdem sich am 27. Oktober die faschistischen „Squadristen“ formiert hatten und bereits erste Regierungs- und Verwaltungsgebäude besetzt hielten, berief König Viktor Emanuel III. (1869-1947) Mussolini an die Spitze eines Koalitionskabinetts, um einen Bürgerkrieg zu verhindern. Der sogenannte „Marsch auf Rom“ markierte letztlich die Machtübernahme der Faschisten in Italien. Der von Mussolini geprägte Faschismus sollte schnell eine Art Vorbildcharakter für ähnliche identitäre Erneuerungsbewegungen in ganz Europa erreichen.

Fazit: Ein sehr treffendes, umfangreiches und höchst interessantes Porträt, das lebendig erzählt ist und Mussolini sowie den an ihn gekoppelten italienischen Faschismus greifbarer in den Raum treten lässt. Fundiert werden die Lebens- und Leitlinien des „Duce“ nachvollzogen und dem Leser plastisch vor Augen geführt.

Ralph Aurich

Erstveröffentlichung in N.S. Heute #8

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