Besprechungen #52: Peter Wassertheurer – Heute aber braucht mich die Heimat

Ein interessantes Experiment wagte der Deutsche Stimme-Verlag mit seiner Neuerscheinung „Heute aber braucht mich die Heimat“ des deutschösterreichischen Schriftstellers und Journalisten Dr. Peter Wassertheurer. Die episodenhafte Schilderung der millionenfachen Vertreibungen aus dem Sudetenland nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges wird eingebettet in eine Romanhandlung aus der Sicht eines Historikers, der sich mit der wissenschaftlichen Aufarbeitung dieser Verbrechen beschäftigt und Zeitzeugen befragt.

Der Hauptprotagonist Peter Greinlinger, der wahrscheinlich nicht zufällig denselben Vornamen wie der Autor trägt, ist ein promovierter Historiker und lebt allein in Wien. Nachdem Greinlinger einen Artikel in einer als „rechts“ verpönten Burschenschaftszeitung veröffentlichte, verliert er seine Anstellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter einer Universität. Durch eine Stellenanzeige wird er auf das Angebot der Sudetendeutschen Landsmannschaft aufmerksam, die einen Wissenschaftler für ein ambitioniertes Forschungsprojekt sucht. Im Auftrag der Landsmannschaft sollen Zeitzeugenberichte über die Vertreibung der drei Millionen Sudetendeutschen gesammelt und ausgewertet werden. Trotz anfänglicher Schwierigkeiten bekommt Greinlinger die Stelle und vertieft sich sogleich in seine Arbeit, die ihm eine willkommene Abwechslung ist, um die Scheidung von seiner Ex-Frau und die Trennung von seinen beiden kleinen Töchtern zu verarbeiten.

Der Leser glaubt zunächst, der Roman spiele in der unmittelbaren Gegenwart, erfährt jedoch später, dass die Handlung um das Jahr 1985 herum anzusiedeln ist. Um Irritationen beim Leser vorzubeugen, wäre es sinnvoller gewesen, die zeitliche Einordnung bereits am Anfang des Romans zu klären. Zudem ist es aus Sicht des Rezensenten fraglich, ob man mit einem solchen Thema, das für viele Leser sicherlich nicht leicht zu ertragen sein wird, nicht weniger als 700 Seiten füllen muss, oder ob die Hälfte des Umfangs nicht genauso ausgereicht hätte.

Die episodenhaften Darstellungen zeigen die brutale, rücksichtslose, mörderische Vertreibung von drei Millionen Menschen aus ihrer Heimat: Den Sudetendeutschen wurde nach Kriegsende ihr Grund und Boden geraubt, viele wurden in Konzentrationslagern zusammengepfercht. Wer das Glück hatte, der sofortigen Ermordung zu entgehen, wurde auf sogenannte „Todesmärsche“ gen Westen geschickt. Die antideutschen Pogrome im Sudetenland, in Böhmen und Mähren gehören zu den schlimmsten und brutalsten Verbrechen der Nachkriegszeit. Selbst geschichtskundige Leser werden sich an der ein oder anderen Stelle fragen, ob die dargestellten Massenmorde tatsächlich in dieser bestialischen Form stattgefunden haben – doch eine Internetrecherche etwa zu den Massakern von Prerau oder Postelberg lässt den Leser zu der traurigen Gewissheit kommen, dass die Berichte leider keineswegs übertrieben sind.

Unbeantwortet bleibt die Frage, woher dieser Abgrund von Menschenhass bei den tschechischen Tätern kam. Einige waren als bolschewistische Partisanen ohnehin verroht und mit antideutschen Ressentiments vollgestopft, doch trotzdem kann das keine befriedigende Antwort darauf sein, wie in dem angeblich so zivilisierten Mitteleuropa noch in der Mitte des 20. Jahrhunderts derart unmenschliche Verbrechen geschehen konnten, zumal sämtliche Kriegshandlungen zu diesem Zeitpunkt bereits beendet waren. Die zum größten Teil bolschewistisch gesinnten Mörder hatten für ihre Taten keine Strafe zu befürchten: Die Überlebenden der Pogrome, Massaker und Todesmärsche, die sich später hilfesuchend an die Bonner Republik wandten, bekamen nur den lapidaren Hinweis, dass alle Fragen zwischen der BRD und der Tschechoslowakei endgültig geklärt seien.

Der Leser nimmt in diesem Buch nicht nur Einblick in die Geschehnisse im Sudetenland, sondern erfährt auch ganz ähnliche Geschichten aus Ostpreußen und Schlesien, von den Siebenbürger Sachsen in Rumänien und den Donauschwaben in Jugoslawien. Die schrecklichen Erlebnisse, mit denen Greinlinger von Berufs wegen immer wieder konfrontiert wird, verfolgen ihn nicht nur in seine Träume, sondern auch in seinen Alltag und erschweren ihm somit einen Neuanfang im Privatleben. Wird ihm dieser Neuanfang trotzdem gelingen? Der Leser wird es am Ende des Buches herausfinden.

Erstveröffentlichung in N.S. Heute #34

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