Kurze Geschichte der Siebenbürger Sachsen

Illustration aus dem Magazin „Die Gartenlaube“ (1884) mit historischer Darstellung einer Gruppe Siebenbürger Sachsen im Mittelalter

Auszug aus dem Reisebericht „Siebenbürgen – Im Land der letzten Bären“, veröffentlicht in den N.S. Heute-Ausgaben # 37/38

Wie kamen die Siebenbürger Sachsen nach Rumänien, nach Transsilvanien? Und warum heißen sie „Sachsen“, obwohl sie gar keine Sachsen waren? – Die Kolonisation Siebenbürgens mit deutschen Siedlern begann im 12. Jahrhundert und dauerte bis ins 14. Jahrhundert an. Siebenbürgen war damals das östlichste Gebiet des Königreichs Ungarn und äußerst dünn besiedelt. Die ungarischen Herrscher benötigten also mehr Einwohner zur Urbarmachung und Kolonisierung des weitgehend brachliegenden Gebietes. Es galt, Städte und Dörfer zu gründen und das Land zu bebauen. Eine ebenso wichtige Rolle spielte der Grenzschutz, denn die Siedler sollten ihren neuen Lebensraum auch gegen Eindringlinge verteidigen und das Königreich nach Osten hin abschirmen – was später zum Beispiel in den Türkenkriegen sehr wichtig werden sollte.

König Geisa II., der von 1141 bis 1162 regierte, schickte sogenannte „Lokatoren“ (heute würde man „Headhunter“ sagen) gen Westen, um gezielt nach Auswanderungswilligen zu suchen. Fündig wurden sie vor allem im Mittelrheinischen und im Moselfränkischen, aber auch in Flandern und Holland. Die dortige Bevölkerung war von Kriegen und Hungersnöten geplagt, die Folgen von Überbevölkerung und Missernten. Die Versprechungen der Lokatoren, die den Siedlern im Osten fruchtbares Land und bürgerliche Privilegien wie Selbstverwaltungsrechte in Aussicht stellten, müssen bei vielen Deutschen wie Musik in den Ohren geklungen haben. Schnell fanden sich einige tausend Auswanderungsfreudige bereit, ihr Heil im fernen Osten Europas zu finden. In Hermannstadt gründete die deutsche Volksgruppe ihre erste größere Siedlung und breitete sich von dort nach Osten und Norden aus.

Nur ein ganz kleiner Teil der Auswanderer stammte tatsächlich aus Sachsen oder aus benachbarten Gebieten wie Thüringen und Bayern. Der Begriff „Saxones“ war zur damaligen Zeit in Ungarn jedoch eine gebräuchliche Bezeichnung für alle Deutschen, was wohl vor allem an den sogenannten „Ungarneinfällen“ des 10. Jahrhunderts gelegen haben dürfte, als sich Sachsen und Ungarn auf dem Gebiet des Deutschen Reiches einige Scharmützel geliefert hatten. Erst mehrere Jahrhunderte später, nämlich ab dem 16./17. Jahrhundert, nahmen die deutschen Siedler den Begriff „Siebenbürger Sachsen“ auch als Eigenbezeichnung an.

Wappen der Siebenbürger Sachsen

Im frühen 13. Jahrhundert hatte die deutsche Siedlungsgruppe einen ersten Zenit erreicht, was auch durch den Deutschritterorden begünstigt wurde, der zu dieser Zeit im Südosten Siebenbürgens mit Duldung des ungarischen Königs einen Kreuzfahrerstaat errichtete. Dadurch entstand in Siebenbürgen allmählich eine der größten deutschen Siedlungsgruppen außerhalb des geschlossenen deutschen Siedlungsraumes. Die Deutschen blieben weitgehend unter sich und vermischten sich kaum mit anderen Volksgruppen. Für die Siebenbürger zählte es zum ungeschriebenen Ehrenkodex gegenüber ihrer Gemeinschaft, eine Familie zu gründen und viele Kinder zu haben, was dementsprechend zur weiteren Ausbreitung der deutschen Volksgruppe beitrug.

Darüber, was für ein hohes Ansehen die Siebenbürger Sachsen zur damaligen Zeit genossen, schreibt Wilhelm Andreas Baumgärtner in „Der vergessene Weg – Wie die Sachsen nach Siebenbürgen kamen“: „Ihr Arbeitseifer, ihr Können und ihre Loyalität zur Krone wurden anerkannt. Man brauchte sie, um das Land zivilisatorisch voranzubringen. (…) Daher galten die Kolonisten als wirtschaftlicher Pluspunkt und als politischer Stabilitätsfaktor. Es wird kaum Konflikte mit der einheimischen Bevölkerung gegeben haben, weil die Ansiedlung vor allem in kaum bevölkerten Gegenden geschah, sodass die einen mit den anderen höchst selten in Kontakt oder gar Konflikt gekommen sein dürften. Da hatte eine kluge Verwaltung vorgesorgt.“ – Wir sehen also, wie klug und vorausschauend eine Einwanderungspolitik sein kann, ganz im Gegensatz zu vielen europäischen Ländern in der heutigen Zeit.

Ab dem ausgehenden 17. Jahrhundert geriet Siebenbürgen zunächst unter österreichische Herrschaft, später gehörte die Region zur Doppelmonarchie von Österreich-Ungarn, wobei Siebenbürgen zum ungarischen Reichsteil zählte. Die Siebenbürger Sachsen konnten der fortschreitenden Ungarisierung zwar zunächst noch Einhalt gebieten, doch ab dem 19. Jahrhundert schwand der deutsche Bevölkerungsanteil deutlich, was auch an dem starken Zuzug von Rumänen lag. Der bevorstehende Niedergang der deutschen Minderheit zeichnete sich nun immer deutlicher ab: Die Geburtenraten insbesondere der städtischen Siebenbürger gingen stark zurück, und der Blutzoll des Ersten Weltkrieges 1914-18 tat sein Übriges. Der Anschluss Siebenbürgens an das neue „Großrumänien“ im Jahr 1918 markierte schließlich den Beginn einer rücksichtslosen Rumänisierungspolitik zum Nachteil aller Rumäniendeutschen.

Historisches Siedlungsgebiet der Siebenbürger Sachsen
© Wikimedia CC BY-SA 3.0 / Autor: DietG

In den Wirren des zweiten großen Völkerringens wurde die Volksgruppe der Siebenbürger Sachsen so gut wie vernichtet. Im August 1944 war die rumänische Regierung zu den Alliierten übergelaufen; im Zuge der Rückzugsgefechte gelang es der Deutschen Wehrmacht, rund 70.000 Siebenbürger zu evakuieren und nach Deutschland zu bringen. Diejenigen Rumäniendeutschen, die nicht fliehen konnten oder wollten, waren den neuen kommunistischen Machthabern und ihren Racheaktionen schutzlos ausgeliefert. Alle deutschen Männer im Alter von 16-45 Jahren und alle Frauen von 18-35 Jahren, also praktisch die gesamte fortpflanzungsfähige Bevölkerung, wurde von den bolschewistischen Häschern eingefangen und in die Sowjetunion deportiert. Die Torturen der Zwangsarbeit und der Folterungen überlebten unzählige Siebenbürger nicht.

Ab 1948 wurden in Rumänien sämtliche Produktionsmittel verstaatlicht, wobei gegen die Siebenbürger Sachsen mit besonderer Härte vorgegangen wurde: Häuser, Wohnungen und Betriebe wurden enteignet und an Rumänen übergeben, die deutsche Sprache wurde verboten. Ab den 1950er-Jahren durfte die BRD die noch verbliebenen Siebenbürger und andere Rumäniendeutsche freikaufen, was zur ersten großen Auswanderungswelle nach dem Zweiten Weltkrieg führte. Eine weitere massive Auswanderungswelle setzte nach dem Zerfall des Ostblocks ein, als jeder Deutschstämmige die Möglichkeit erhielt, in die BRD oder nach Österreich einzuwandern.

Heute sind die Siebenbürger Sachsen so gut wie ausgestorben. Nur einige tausend sind geblieben, die ihr Deutschtum in kleinen kulturellen und religiösen Gemeinschaften pflegen. Lediglich die Architektur in den ehemaligen deutschen Siedlungsstädten ist von dem Erbe der Siebenbürger Sachsen noch präsent, so wie beispielsweise in der ehemaligen Festung Kronstadt.

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1 Gedanke zu „Kurze Geschichte der Siebenbürger Sachsen“

  1. Man muss den Bundeskanzlern der BRD durchaus vorwerfen, dass sie mit ihrer Politik der Umsiedlung (also Rückholung) Deutschstämmiger (die auf ihre Weise sicher gut gemeint war) das historisch gewachsene Raumgreifen der deutschen Kultur im europäischen Raum zerstörten. Man hätte stattdessen die deutschen Kulturen im Ausland massiv unterstützen müssen. All das ordnet sich natürlich dem Endziel unter, noch die letzten Goethe-Institute zu zerstören. Die hemmungslose böse Lust dieser Demokratie gegenüber uns Deutschen …

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